Wer Befehle erteilt trägt noch lange nicht Verantwortung. Den Impuls zu diesem Text gab mir einen politischen Berater, der behauptete, es würde in seiner Verantwortung liegen, Entscheidungen zu treffen, die zur Sicherheit der Bevölkerung beitragen und auch dafür Sorge zu tragen, dass diese eingehalten werden. Und weil es in seiner Verantwortung liegt, darf das Volk bzw. dieses eine Teil des Volkes ihm nicht wiedersprechen.
Dafür zu sorgen, dass Befehle durchgesetzt werden hat mit Verantwortung nichts zu tun. Es ist genau das Gegenteil und ermöglicht ihm gerade erst, sich der Verantwortung zu entziehen; zumindest solange er nicht gestürzt wird.
Was dieser Mann zu verantworten hat, ist der Inhalt seiner Befehle, aber das Befehlen an sich ist mit Verantwortungsbewusstsein nicht gleichzustellen.
Befehlen ist eine Handlung
Verantworten ist eine Haltung
Und gerade wenn diese Haltung fehlt, greift man zu Befehlen. Ob diese befolgt werden oder nicht liegt nicht in seiner Verantwortung. Je nachdem wie das Volk reagiert, ist dieser autoritäre Mensch zufrieden oder verärgert. Aber in keinem der beiden Fälle trägt er eine Verantwortung.
Verantwortung trägt man für einen selbst und für sonst niemanden. Zu behaupten, man würde die Verantwortung für jemanden übernehmen, entzieht demjenigen die Selbstbestimmtheit. Es ist eine pure Perversion des Begriffs.
Erteilt er Befehle, so bin immer noch ich dafür verantwortlich, ihnen zu befolgen oder nicht. Ich meine, am Ende, werde ich bestraft und nicht er. Ich lebe mit den Konsequenzen meiner Handlung. Wahre Verantwortung wäre, die Reaktion des Volkes wahrzunehmen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Ein unpopuläres Gesetz müsste demzufolge einfach vom Tisch gewischt werden. Wird sie durchgesetzt, ist das ein Befehl. Wer Befehle erteilt verschiebt die Verantwortung auf den Gehorsamen und den Ungehorsamen, was vor wenig Größe zeugt.
Ein Verantwortungsbewusster Mensch setzt nicht seinen Willen autoritär durch, sondern hinterfragt seine Entscheidungen, wenn diese auf Ablehnung stoßen. Er verantwortet in dem Fall die Konsequenzen seiner Handlung, nämlich die Reaktion, die sie ausgelöst hat. Tut er dies nicht, dann entzieht er sich seiner Verantwortung und ist nur noch bestrebt sich durchzusetzen um sich eben selbst freizumachen.
Dieser autoritäre Mann hat eine Funktion, die er zu erfüllen hat. Seine Verantwortung liegt in der Art und Weise wie er dieser Funktion nachkommt. Handelt er gegen das Gemeinwohl, so muss er die Konsequenzen daraus ziehen. Seine Verantwortung liegt also in seiner Handlung und nicht auf die Reaktion des Volkes darauf. Das tut das Volk selbst.
Worte werden dauerhaft missbraucht. Die meisten Menschen tun das. Die einen sehr bewusst, die anderen nicht. Erstere wissen das wohl zu nutzen und die Ignoranten sind vollkommen ausgeliefert. Die Rhetorik ist das wichtigste Instrument der Politiker. Jedes einzelne Wort wird von ihnen sehr bedacht eingesetzt um beim Volk, die zweckmäßige Reaktion auszulösen: Vertrauen während einer Wahlkampagne und Angst während der Ausführung seines Mandats.
Worten folgen Taten. Taten folgen Konsequenzen. Konsequenzen folgt Verantwortung. Wo Bitte, tragen die Corona-Politiker die Konsequenzen ihrer Handlungen? Nirgends! Dafür müssen sie erst fallen. Erst dann, wissen sie was es heißt, etwas vor dem Volk zu verantworten. Es ist eine ganz andere Sache, als etwas für das Volk zu verantworten.